Die Friedrichstraße ist gefühlt ewig lang – im ganzen 3,3 km. Für mich persönlich befindet sich der schönste und interessanteste Teil zwischen der Mohrenstraße bis zur Dorotheenstraße. In diesem Abschnitt befinden sich wunderschöne alte Gebäude mit wundervollen detailreichen Fassaden. Dazwischen mischen sich die neuen Gebäude mit ihrem modernen Äusserem mit strengen und klaren Linien sowie viel Glas. Die Straße wirkt aufgeräumt, großzügig und lädt zum Flanieren ein.
Hier befinden sich die Geschäfte vieler Edelmarken. Es ist luxuriös und teuer. Ein Strom von unzähligen Touristen walzt sich meist durch diese Straße und führt zu einem Gewusel von Menschen aus verschiedenen Nationen, die schnell das eine oder andere Gebäude fotografieren, an den Schaufenstern stehen bleiben und später in den Geschäften oder Restaurants verschwinden.
Genau hier in diesem hochpreisigen Straßenabschnitt befindet sich das „Bocca di Bacco“. Nachdem ich nun schon oft in der Friedrichstraße daran vorbei gelaufen bin, flüchtig ins Innere geblickt und auch mehrmals die ausgebreitete Speisekarte studiert habe, stand der Entschluss fest: hier möchte ich mal drinnen sitzen und genießen. Es wirkt durch das warme Licht das nach außen dringt, die schönen großen Glasfenster und die hellen Farben sehr einladend.
Gleich am Eingang des Restaurants befindet sich ein Pult, an dem man vom Restaurantleiter empfangen und nach einem Blick in das dicke Reservierungsbuch zu den Plätzen geführt wird.
In diesem vorderen Bereich nimmt man schon einmal die unglaubliche Lautstärke die im Restaurant herrscht wahr. Und hier bemerkte ich auch meinen Irrtum in Bezug auf die Größe des Restaurants. Durch das schnelle Vorbeigehen und nur kurz mal hineinblicken, ist mir nie aufgefallen, das der Hauptteil des „Bocca di Bacco“ sich um ein paar Stufen abgesenkt hinten befindet und dort sehr vielen Gästen Platz bietet.
Wir wurden schnell zu unserem Tisch im hinteren Teil geführt. Dafür geht man an einer schön gestalteten Bar vorbei. Diese ist mit dunklen Holz und am Übergang zum Hauptteil des Restaurants mit hellem leuchtendem Stein verkleidet. Am Tisch angekommen werden die Mäntel abgenommen und in die Garderobe ganz am Ende des Raumes neben der Enoteca gebracht. Die Garderobe ist durch eine Tür abgeschlossen.
Die Tische stehen – so wie sich das für eine touristische Gegend gehört – enger beieinander. Es gibt auch größere runde Tische die für eine kleine Gesellschaft oder das Essen mit Familie gut geeignet sind. Für traute Zweisamkeit ist dieses Restaurant aufgrund der Enge und auch Lautstärke nicht wirklich zu empfehlen. Der Lärmpegel ist wie in einem richtigen Italienischen Restaurant. In großer Runde macht das sicherlich mehr Spaß als zu zweit. Ruhiger wird es erst weit nach 21:30 Uhr.
Der Service ist sofort zur Stelle, schlägt als Start einen Aperitif vor und bringt sogleich die Menükarte. Die Anzahl der Gerichte ist angenehm überschaubar. Sowohl Vegetarier als auch Fleisch- und Fischliebhaber werden hier fündig. Es hört sich alles gut an und ruft die Erinnerungen an die letzte Italienreise wach. Die Entscheidung für oder gegen etwas fällt schwer. Leider wirkt sich die Lage des Restaurants deutlich auf die Preise der Gerichte aus.
Während wir die Menükarte rauf und runter und uns schon hungrig lasen, wurde ein kleines Schälchen mit Oliven auf den Tisch gestellt, dazu gesellte sich ein Brotkorb mit verschiedenen Sorten warmen Brotes. Auf einen kleinen Teller wurde Olivenöl gegossen dessen Geschmack angenehm mild war.
„Bocca di Bacco“ bedeutet übersetzt „Mund des Bacchus“. Der Name des Restaurants ist nicht vom römischen Weingott abgeleitet sondern findet seinen Ursprung in den Köpfen der Außenfassade mit dem geöffneten Mund. Obwohl die Ableitung des Namens vom römischen Weingott sehr gut zur Stärke und exquisiten Auswahl der Weinkarte gepasst hätte. Es werden unzählige Flaschenweine aus den verschiedenen Regionen Italiens angeboten, die gut gelagert in der begehbaren Enoteca am Ende des Raumes auf ihren Einsatz warten. Zu finden sind hier zum Beispiel Chardonnay „Löwengang“ von Alois Lageder oder „Costa Russi“ und „Sori Tildin“ von Gaja. Leider werden nur zwei offene Weine angeboten. Wer nur wenig trinken möchte oder kann, findet alternativ auch einige halbe Flaschen.
Das Restaurant war fast bis auf den letzten Platz gefüllt, das Publikum gemischt. Es waren alle Altersklassen aus verschiedenen Nationen vertreten. Die meisten Touristen waren etwas älter. Der Service hatte alle Hände voll zu tun und bis der erste Gang serviert wurde verging ein wenig Zeit. Das war nicht weiter schlimm, denn wir naschten von den Oliven und dippten das Brot ins Olivenöl.
Auftakt war der „Lachs im Pfeffermantel auf Fenchelcreme“. Der Lachs war zart und saftig, die Kruste schmeckte kräftig nach schwarzem Pfeffer. Die Fenchelcreme allerdings war eine dickflüssigere Suppe mit zarten in Streifen geschnittenem Fenchelgemüse. Eine Fenchelcreme statt der Cremesuppe wäre spannender gewesen. Sie passte dennoch sehr gut zum Lachs.
Das Hauptgericht strahlte zum Teil in den kräftigen Farben des Herbstes und würde allein dadurch schon jeden Schwermut vertreiben. Es gab die „Riesengarnelen mit Kürbis, Ingwer und Orange“, dazu grüne Bohnen und Tomaten. Die Orangen-Ingwersoße mit ihrer leichten Säure und Süße harmonierte perfekt zu den grünen Bohnen und Riesengarnelen. Alles war auf den Punkt genau gegart und hatte noch Biss.
Die Portionen machen angenehm satt und würden noch ein Dessert erlauben. Das Essen insgesamt war sehr gut, der Service freundlich und aufmerksam. Die Lautstärke war teilweise etwas anstrengend, dennoch alles in allem ein schöner Abend.
Adresse:
Bocca di Bacco
Friedrichstr. 167/168
10117 Berlin
Fon: 030/20672828
Ein Gedanke zu “Der Mund des Bacchus – Berlin”