Ein Apfel – so, so. Hört sich gleichermaßen spannend an wie Kartoffel. Aber laut Statista lag der pro Kopf-Verbrauch an Äpfeln in Deutschland in den Jahren 2018/2019 bei 25,5 Kilogramm und stellt damit die beliebteste Obstsorte bei uns dar. Also ist ein Apfel nicht nur spannend sondern kann auch sehr lecker sein. Gerade jetzt nach der etwas kalorienreicheren Weihnachtszeit mit schweren Braten und vielen Süßigkeiten ist er pur eine willkommene gesunde Abwechslung.
In diesem Jahr hat der Apfel eine neue Aufmerksamkeit bei mir erregt, nachdem er lange Zeit von meiner Einkaufsliste beinahe verschwunden war. Im beginnenden Frühjahr mit 10 Wochen auf dem Land umgab mich stellenweise ein Meer aus Apfelblüten, welche dann in kleine unreife Früchte übergegangen sind. Im Herbst nach einer Reise in die Berge und anschließenden drei Wochen auf dem Land, sah ich eine Fülle an unbekannten Apfelsorten auf einem kleinen Marktstand. Das entfachte die Lust auf einen herzhaften Biss in eine dieser leckeren Früchte und das Ausprobieren neuer Rezepte.





Der Apfel soll schon von den Römern im 6. Jahrhundert vor Christus kultiviert worden sein. Zu dieser Zeit gab es natürlich nur wenige verschiedene Apfelsorten. Das sieht heute ganz anders aus. Schätzungen besagen, dass es derzeit mehr als 30.000 Apfelsorten weltweit geben soll. Das konnte ich mir nicht im Ansatz vorstellen. Denn wenn ich einen Supermarkt betrete, begegnen mir dort immer die gleichen Sorten an uninteressanten Industrieäpfeln: Golden Delicious, Elstar, Granny Smith, Pink Lady, Kanzi, Braeburn. Angenehm überraschend ist es schon, wenn dort ein Boskoop oder ein Holsteiner Cox zu finden sind. Meine Kauflaune entfachte das aber leider irgendwie gar nicht mehr. Lange Zeit habe ich nur noch selten Äpfel gegessen. Sie schmeckten mir einfach nicht. Dann sah ich mich in einem kleinen Bioladen in Leipzig um. Zu meinem Erstaunen gab es hier Sorten von denen ich noch nie im Leben gehört hatte. Sie sahen selten perfekt aus und waren meist viel kleiner als die Sorten aus den Supermärkten. Aber so klein sie auch waren, hatten sie doch eine unglaubliche Geschmacksvielfalt zu bieten. Ich entdeckte für mich die Sorten Ingrid Marie, Santana, Pinova und den legendären Topazapfel. In Berlin fand ich auf dem Wochenmarkt weitere leckere Sorten: Cox Orange und im Sommer den Klarapfel.

Aber ein Schlaraffenland an mir vollkommen unbekannten Sorten bot sich mir erst in diesem Herbst in Murrhardt auf einem kleinen niedlichen Wochenmarkt. Die verkauften Äpfel sind regional, ungespritzt und kommen auch von Streuobstwiesen. Beim Kauf gibt es eine kleine Liste von allen angebauten Sorten, deren Erntezeit sowie mögliche Lagerzeit dazu. Der erste Apfel der im Jahr geerntet werden kann, ist im Juli der Klarapfel. Dieser hat nur eine kurze Lagerzeit. Der auf der Liste aufgeführte Apfel, der am spätesten geerntet und am längsten gelagert werden könnte, ist ein Glockenapfel; Ernte Mitte Oktober und bei guter Lagerung bis März haltbar.


Das Äpfel sehr gesund sind, normalerweise voller Vitamine stecken, Mineral- und Ballaststoffe sowie Polyphenole enthalten, dürfte euch schon bekannt sein. Aber wusstet ihr bereits, dass besonders die alten Sorten für Allergiker meist besser verträglich sind? Dennoch sollten Allergiker natürlich immer vorsichtig beim Ausprobieren sein.
Wenn ein Apfel nach dem Anschnitt schnell braun wird, weißt das auf einen hohen Polyphenolgehalt hin. Diese Sorte enthält noch ihre natürlichen Abwehrstoffe und gilt damit als gesundheitsfördernd. Leider ist die Braunfärbung bei Supermarktäpfeln unerwünscht und wurde zu Gunsten der Optik weitestgehend weggezüchtet. Außerdem ist er um so süßer, je weniger Polyphenole vorhanden sind.
Die folgenden Sorten hatte ich mit Begeisterung probiert und mich entschlossen von nun an noch stärker auf Regionales zu setzen:
Rote Sternrenette


Ein kleinerer Apfel mit roter Deckfarbe und einer knackigen Schale, die mit kleinen dunklen Flecken übersät ist. Das Fruchtfleisch ist gelblich-weiß und bräunt recht schnell nach dem Anschneiden. Der Geschmack ist leicht süßlich, etwas säuerlich und aromatisch.
Zitronenapfel
Erinnert auf den ersten Blick an einen Granny Smith, ist aber nicht ganz so sauer wie dieser. Obwohl der erste Biss etwas säuerlich ist, hat er im Abgang eine leichte Süße. Der Apfel ist knackig und saftig. Nach längerer Lagerung färbt sich die Schale zitronengelb.
Brüdener Parmäne


Der erste Biss in diesen kleinen Apfel erinnert mich an den süßlichen zarten und feinen Geschmack einer Birne. Er ist saftig und knackig mit feinzelligem Fruchtfleisch. Mit zunehmender Reife wird der Apfel süßlicher sowie mürber und hat wenig Säure.
Gewürzluiken


Mein neuer Lieblingsapfel! Er ist mittelgroß mit vorwiegend kräftiger roter Deckfarbe auf einer hellen Grundfarbe. Ein saftiger, knackiger Apfel mit einem intensiven Aroma, sehr würzig und dennoch fein. Er hat weißes Fruchtfleisch und knabbert sich einfach so weg.
Schweizer Orangenapfel
Er duftet intensiv – aber nicht nach Orange. Das Fruchtfleisch ist gelb und leicht mürbe. Er hat eine angenehme Säure, ist nur wenig süß. Er erinnert mich an einen Cox Orange. Das ist kein Wunder, denn die Kreuzung erfolgte aus einem Ontarioapfel und dem Cox Orange.
Brettacher

Ein großer Apfel mit einer glänzenden, festen knackigen Schale mit einer Wachsschicht. Die Grundfarbe der Frucht ist grün mit roter Deckfarbe. Der Apfel ist sehr saftig und erfrischend säuerlich. Süße verspürt man kaum. Er ist eher ein herber Apfel mit einem weißen festen Fruchtfleisch, das nach dem Anschnitt schnell bräunt. Ein idealer Kandidat für einen Apfelkuchen.




Es ist doch ziemlich erstaunlich, wie viele verschiedene Apfelsorten es gibt und wie unterschiedlich diese schmecken können. Schade das diese Vielfalt nicht immer für jeden zugänglich und teilweise nur schwer zu finden ist. Obendrein verschwinden leider auch immer mehr der alten Sorten und Streuobstwiesen. Vielleicht setzt irgendwann ein Umdenken ein, so dass wieder mehr Wert auf den Erhalt dieser Diversität gelegt wird. Für die Förderung sowie Erhalt der Artenvielfalt von Flora und Fauna insgesamt wäre es sehr wünschenswert.
Zum Nachlesen für weitere Informationen zu Äpfel, Allergie sowie Polyphenol: https://www.br.de/nachrichten/wissen/apfel-allergie-diese-aepfel-sind-fuer-allergiker-vertraeglich,R9B3XXz