Happy Birthday liebes Homeoffice!

Auf den Tag genau sind wir nun seit einem Jahr zusammen – Tag und Nacht. Und wir mögen uns nach wie vor. Nur zweimal habe ich dich kurz allein gelassen und war im echten Office. Dabei habe ich es wirklich gut hier mit dir, auch wenn wir beide noch ein wenig an der Ergonomie arbeiten müssen.

Wir hatten jetzt am Freitag ein digitales Teammeeting. Der Chef war vorher immer mal wieder im Bürogebäude. Dort hatte er festgestellt, dass die Wandkalender in unserem Bereich alle auf ein und demselben Tag stehen geblieben sind – und zwar am Donnerstag, 12.03.2020. Da waren wir zum letzten Mal als Team zusammen vor Ort. Einen Tag später hatten die meisten ihren wöchentlichen Homeoffice-Tag und an diesem Freitag den 13. wurde verkündet, das ab sofort von zu Hause gearbeitet werden soll. Ich habe nicht lange überlegt und sofort meine Koffer gepackt und bin am 14.03.2020 in aller Frühe zu meinen Eltern gefahren, vollkommen ohne Plan, wie lange ich dort bleiben würde. Ist doch egal, wo man sein Homeoffice aufschlägt. Hauptsache die Arbeit wird zuverlässig erledigt. Es war eine tolle entspannte, kulinarische gemeinsame Zeit die insgesamt 10 Wochen gedauert hat. Und im Herbst ging es noch einmal dorthin zurück. 

Ins Büro sollen wir nach wie vor nur aus wichtigen Gründen und nur nach vorheriger Anmeldung gehen. Wenn man dann doch mal vor Ort ist, ist es ziemlich surreal. Es fühlt sich an wie eine Geisterwelt. Großraumbüros ohne Menschen, alles leer, einsam und still. Es wirkt ein wenig wie nach einer Katastrophe und dem fluchtartigen Verlassen des Unglücksortes. Es stehen noch Tassen oder Gläser mit eingetrockneten Resten auf den Schreibtischen. Es ist seltsam ruhig. Kaum begegnet man irgendwo einem Kollegen.

Es ist nicht so, dass ich mich vor Sehnsucht nach dem echten Office verzehren würde. Klar, manchmal fehlen ein paar bekannte Gesichter und gemeinsame Spaziergänge in der Mittagspause, ein Caféplausch am Nachmittag oder abends eine Kleinigkeit essen gehen und einen Cocktail schlürfen. Trotzdem liebe ich mein Homeoffice über alles und hoffe ich werde es zukünftig behalten dürfen.

Es gibt zwar in ihm kein Whiteboard, dafür aber ein Welt-Board. Dessen Aussehen ist seit einem Jahr immer noch unverändert. Vermutlich wird auch dieses Jahr nichts passieren, außer ich schummle und steche einfach ein paar Nadeln irgendwo in das Board hinein. Bringt aber eigentlich gar nichts. Aktuell macht es sich gut, um die ganzen Masken an den Nadeln aufzuhängen oder in Erinnerungen zu schwelgen.

Überall herrschen kurze Wege. Unmittelbar hinter meinem Bürostuhl befindet sich mein Büromittellager. Das ist ganz gut gefüllt und ich muss nicht mal vom Stuhl aufstehen, um mir einen Stift, Lineal, Radiergummi oder Notizblock zu holen. Umdrehen, Fach auf, reingreifen, rausholen, weitermachen!

Beim Arbeiten bin ich umgeben von angenehmer Musik, sofern ich das will. Diese ist immer sehr relaxed und unaufdringlich. Sie entspannt mich in stressigen Situationen, ist modern,  lässt mich bei eintönigen Arbeiten in einen Flow kommen und lenkt mich niemals ab. Endlich konzentriert arbeiten, wie lange habe ich mir das schon gewünscht! Das ziehe ich bei weitem dem ewigen Klangbrei im Großraumbüro vor. Niemand der ständig laut telefoniert oder mit ein paar Kollegen etwas ausdiskutieren muss.

Meine Kantine ist einen Katzensprung entfernt, also fußläufig in 3 Sekunden zu erreichen. Einziges Manko, ich muss echt viel selbst machen. Aber ich habe es in der Hand, was ich schönes essen möchte. Entweder am Abend zuvor zubereitet oder morgens vor der Arbeit zurechtgeschnippelt. Alles schmeckt, alles ist gut verträglich. Manchmal gibt es auch ausgefallene Sachen wie eine leckere Pie mit vielen Kalorien und Knoblauch (und niemanden stört das) oder schön belegte Brötchen oder leckere Salate. Nachmittags ein schneller Espresso oder grüner Tee und etwas Süßes, Kuchen oder Obst für die Motivation, damit der Rest des Arbeitstages mit dem nötigen Schwung durchgezogen werden kann.

Wie in der Mittagspause im Bürogebäude muss ich auch hier nicht auf die sogenannte „Knastrunde“ verzichten. Der Park liegt gleich hinter dem Haus und bietet von großen bis kleinen Runden alles, was man braucht. Selbst joggen in der Mittagspause wird jetzt möglich. Super Sache, wenn man aus der letzten Telko noch Stress abbauen muss. Macht einfach den Kopf frei.

Ich könnte theoretisch sogar meine eigene Afterworkparty haben. Ist alles da, was man braucht. Viel los wäre bei dieser Party dann natürlich nicht. Die wäre sicher schnell zu Ende und findet maximal mit einer weiteren Person aus einem anderen Haushalt statt.

Einen weiteren großen Vorteil mit meinem geliebten Homeoffice sehe ich auch in der unglaublichen  Zeitersparnis durch den Wegfall des Arbeitsweges. Es bleibt mehr Zeit für Hobbys, Sport oder für das Zubereiten eines gesunden Essens. Und nicht zu vergessen, der ewige Kampf vom: Was ziehe ich bloß morgen an? – hat sich auch endlich erledigt.

Insgesamt empfinde ich mein derzeitiges Leben zwar etwas arm an sozialen Kontakten, was auch nicht immer gut ist, aber ich empfinde es auch als nachhaltiger. Ich habe mehr Zeit für mich und meine Bedürfnisse. Ich benötige eindeutig weniger materielle Dinge um zufrieden zu sein. Kleiner Nebeneffekt: Damit schone ich – wenn auch nur minimal – die Ressourcen der Umwelt. Meine Tagesabläufe sind konstanter und stressfreier als vorher. Was mir fehlt, ist mich freier bewegen und reisen zu können. Wobei ich nicht mal mehr Lust auf Fernreisen habe. Viele schöne Orte liegen beinahe vor der Haustür. Ich glaube das mich das vergangene Jahr irgendwie verändert hat. Dinge die vorher von Bedeutung waren, die ich glaubte zu brauchen, sind es nicht mehr. Wichtiger ist vielmehr, das Glück in den kleinen Dingen zu suchen. Mir ist wichtiger meinen Balkon attraktiv für Wildbienen zu gestalten und sie zu beobachten, als das ich aus einer Laune heraus etwas Unnützes kaufe, was nur sehr kurzfristig Glücksgefühle erzeugt. Gut essen gehen sowie genießen, wird aber immer Bestandteil meines Lebens bleiben! Damit hole ich mir Anregungen und verleihe altbewährten Rezepten neuen Schwung.

Wie ist es bei euch? Haben sich eure Ansichten und Werte ebenfalls verändert? Was würdet ihr – wenn alles wieder normal wird – trotzdem gern beibehalten?


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