Die schönsten Dinge im Leben liegen oftmals im Verborgenen. In diesem Fall in einem sehr ruhigen idyllischen Hinterhof den ihr über den Durchgang eines denkmalgeschützten Hauses erreicht. Eine Wand gleich nach dem Eingang in den Innenhof wurde mit Holzstämmen gestaltet zwischen denen saftig grüne Pflanzen ranken. Dies verstärkt noch das Gefühl urplötzlich an einem verwunschenen Ort, welcher nichts mehr mit Berlin gemein zu haben scheint, angekommen zu sein. Ganz am Ende des Hofes erwartet euch das Panama und die dazugehörige Tiger Bar mit ihrem gemütlichen Freisitz mit vielen Pflanzkübeln und großen Sonnenschirmen.
Das zweistöckige Restaurant ist sehr gemütlich und einladend in hellen Farben und hellem Holz gestaltet worden. Der obere Restaurantbereich wirkt nicht nur allein durch seine Größe und Raumhöhe sondern auch durch die Bistrostühle und Tische sowie den verwendeten Stoffen schön luftig. An der rechten Wand sitzt man bequem auf einer langen gepolsterten cremefarbenen Bank. Eyecatcher im Raum ist eine von einem Künstler kreierte riesige Lampeninstallation, die angenehm warmes Licht in den großen Raum bringt. Etwas unangepasst wirken die leuchtenden Neonröhren in der hinteren Ecke. Ein Blick in die Küche ist durch die wunderschöne Fensterfront mit Rundbogenfenstern an der Treppe möglich. Der Service ist zuvorkommend und aufmerksam. Fragen werden sehr gern beantwortet. Wer mag kann auch die bestellten Speisen am Tisch mit seiner Begleitung teilen. So hat jeder die Möglichkeit sehr viel an einem Abend ausprobieren zu können. Die ganze Atmosphäre ist ungezwungen und entspannt, das Publikum bunt gemischt und international. Stress und Hektik sind hier Fremdworte.
Die Gerichte sind zur Zeit der bayerischen Küche zugetan. Das passt ganz wunderbar zum Herbstwetter. Herbst bedeutet kräftige Gerichte und verträgt einen entsprechend kräftigen Wein. Was könnte dazu besser passen als eine Flasche Weninger Feherburgundi 2016? Er hat jeden einzelnen Gang perfekt begleitet und die Speisen unterstrichen. Serviert wurde der Wein in einem Burgunderglas. Seine ganze Kraft und seinen Geschmack offenbart er erst nach einiger Zeit. Der Duft und seine Farbe sind unglaublich. Der ist eine Empfehlung wert!
Gestartet wird mit Erdapfelkas, Strudel-Cracker und Petersilie. Nicht nur optisch ein Schmuckstück – der ist auch extrem lecker. Die Masse ist etwas kompakt aber dennoch cremig und frisch. Winzig kleine Kartoffelstückchen sind zu spüren. Der Erdapfelkas hat eine ganz leicht zitronig anmutende Note. Die Blütenblätter, Kräuter, das grüne Öl und Salzflocken machen aus diesem ursprünglich sehr einfachen Gericht einen feinen und edlen Aufstrich. Statt Brot werden selbstgemachte Strudel-Cracker mit Kreuzkümmel und Salzflocken gereicht.
Weiter geht es mit Seesaibling, Brandenburger Tomate und Mädesüß. Der Seesaibling wurde minimal gegart und in dünnen Scheiben in einem Sud der etwas Essig und Öl enthält auf dem Teller drapiert. Bedeckt ist der Fisch von in Scheiben geschnittenen grünen Tomaten. Über das Gericht ist frischer Meerrettich gerieben. Vermutlich ist dies eine Abwandlung der bekannten Essigwurst, die auch in Österreich gern gegessen wird. Dieser Gang ist erfrischend und kühlend.
Würde man versuchen dem Herbst einen Geschmack zu geben, dann wäre es wohl genau dieser! Herbstpilze, Cashew und Alge sehen auch optisch wie ein wunderschöner Herbsttag aus. Drei verschiedene Sorten kleiner Pilze liegen auf einer leckeren cremigen Soße die leicht salzig ist und mit Dashi und Cashewnüssen zubereitet wurde. Sie ist unglaublich schmackhaft. Oben auf den Pilzen liegen braune gefriergetrocknete Algen. Sie haben einen wunderbar starken aber sehr angenehmen Geschmack der im ersten Moment an Caramel erinnert und dann dem der Alge Platz macht. Dünne Scheibchen getrockneter und gerösteter Knoblauch geben dem Gericht den extra Kick. Dieser Gang ist mein absoluter Favorit gewesen und würde ich jederzeit voller Freude wieder bestellen.
Die Mächtigkeit der Kas’nockerl, Kohlrabi-Kimchi und Bergkäse habe ich unterschätzt. Diesen Gang sollte man sich besser mit seiner Begleitung teilen. Die Kas‘nockerl sind minimal bissfest und werden von einer luftigen Käsecreme bedeckt. Diese wurde mit Schnittlauchblüten dekoriert. Was dieses Gericht so unglaublich interessant macht, ist der Kohlrabi-Kimchi. Sein leicht säuerlicher und leicht scharfer Geschmack ist ein perfekter Gegenspieler zur Käsecreme und den Nockerl, ganz abgesehen von seiner wunderschönen roten Farbe. Der Kimchi ist mit einem ungewöhnlichen und beinahe schon blumig fruchtigen Geschmack untermalt. Dies wirkt belebend und die Zunge möchte mehr davon. Ein ebenfalls empfehlenswerter Hauptgang und weniger mächtig ist der Adlerfisch. Die Haut ist kross gebraten und mit Salzflocken gewürzt. Das Filet ist noch richtig saftig.
Eines der bestellten Desserts ist die Kakaobohne, weiße Schokolade und Nori. Auf einem kreisrunden flachen Schokoladenküchlein, das mit Mandelmehl zubereitet wurde, ist ein oranges Sorbet geschichtet. Darauf findet sich als kleines leichtes süßes und zartes Cremewölkchen die weiße Schokolade. Gekrönt ist das Dessert mit einem Nori-Algenblatt und Kakaonibs. Die einzelnen Bestandteile des Desserts sollten unbedingt zusammen genossen werden, weil sich die Geschmäcker unglaublich gut miteinander ergänzen. Das salzige, getrocknete und geröstete Nori-Algenblatt in Verbindung mit etwas Süßem ist ein für mich neues Geschmackserlebnis gewesen. Ebenfalls sehr lecker sind Topfenknödel, Haselnuss und Milcheis. Die Topfenknödel wurden in mit Butter gebratenen Bröseln und gerösteten Haselnussstückchen gewälzt. Sie sind mit einer Sauerkirsche gefüllt. Serviert werden sie zusammen mit einer Kugel Milcheis. Die leichte Süße des Topfenknödels zusammen mit dem Eis und der Sauerkirsche passen perfekt zusammen.
Das Panama ist eines meiner Lieblingsrestaurants hier in Berlin. Es strahlt eine unglaubliche Gemütlichkeit und Geborgenheit aus. Sehr gern wäre ich öfters in diesem Jahr hier gewesen. Sicher ist es ein schöner Ausklang an einem lauen Sommerabend, draußen auf dem Freisitz der Tiger Bar zu sitzen, mit einem leckeren Cocktail in der Hand und netten Gesprächen mit Freunden… Doch dieses Jahr ist leider alles anders. Aktuell hat die Tiger Bar geschlossen. Ich denke dass man aber durchaus die Cocktails auch im Untergeschoss des Restaurants genießen kann, vielleicht mit einem kleinen Snack dazu. Auf jeden Fall hören sich die Kreationen sehr vielversprechend an. Bei Gelegenheit werde ich das mit Freude und hoffentlich auch Freunden testen können.
Adresse:
Panama
Potsdamer Str. 91
10785 Berlin
Fon: 030/983208435