Am Potsdamer Platz ist es immer noch recht ruhig. Man könnte diese Atmosphäre fast entspannt nennen, andere sagen vielleicht gespenstig. Ich finde, das hat auch etwas für sich – natürlich nicht für die ganzen Gastronomen oder Hotels. Nur zögerlich kehren die Touristen zurück. Obendrein sind die Potsdamer Platz Arkaden gesperrt. Bis diese aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen und in unvorstellbaren luxuriösen Glanz (so zumindest der Plan) erstrahlen werden, wird noch viel Zeit vergehen.
Der Potsdamer Platz ist faszinierend. Er hat auf mich ungefähr die Wirkung wie die der Supermodels der Neunziger Jahre. Sie waren einfach legendär, einzigartig, stilvoll. So empfinde ich den Teil mit dem Hotel Ritz Carlton bis zum Marlene-Dietrich-Platz auch. Der Kohlhoff-Tower wirkt ein wenig wie ein alter Wolkenkratzer aus Manhatten Anfang der 1930er Jahre. Ich finde die Klinkerfassade und deren Farbe ungewöhnlich. Der Stilmix der einzelnen Gebäude hat ein gewisses Maß an Eleganz und ist sehr präsent. Zugegeben, der Platz um die Spielbank und dem Stage Theater Berlin ist auf den ersten Blick nicht mehr ganz so faszinierend. Dafür aber auf den zweiten wenn man sich etwas Zeit nimmt und ins Viet Bowl einkehrt.
Wenn das Wetter es erlaubt, sitzt man draußen auf den massiven Holzbänken an langen Tischen am künstlichen, grünlich schimmernden Piano-See unter großen Sonnenschirmen, beobachtet die riesigen Fische die langsam durchs Wasser gleiten. Der umsichtige Service ist schnell zur Stelle und überreicht die Karte und das Besteck. Sich zu entscheiden wird einem schwer gemacht, auch wenn aktuell eine abgespeckte Version der Karte zum Einsatz kommt – Sushi gibt es im Moment leider nicht. Es hört sich alles sehr lecker an, besonders die Mixgetränke mit Joghurt und Früchten, wie zum Beispiel Mango-Lassi. Mein Lieblingsgericht ist ungeschlagen die Nr. 103 Teriyaki Lachs, auch wenn das eine japanische Zubereitungsart ist.
Der Lachs ist gut gegrillt und trotzdem immer noch schön saftig. Er liegt auf einem Bett aus gebratenem Gemüse wie Zuckerschoten, Austernseitlingen und Chinakohl, darunter Reis. Der Lachs ist garniert mit der würzig-süßlichen Teriyaki-Soße sowie frischem Dill, frisch geriebenen Meerrettich und Sesamkörnern. An der Seite ist eine Art Chutney aus Apfelstückchen, Tomaten, Mango, Avocado, rohe rote Zwiebel und Erdnussstückchen.
Wer jetzt im Sommer davon eine noch erfrischendere Variante probieren möchte, wählt dieses Gericht als Salat mit gegrillten Lachs und einer in Scheiben geschnittenen grünen Papaya auf knackigem grünen Salat. Dazu passt ein Glas vom Riesling ganz gut.
Jede Portion ist groß. Einfach ist es nicht alles aufzuessen. Aber ich mache es trotzdem jedes Mal, weil es wirklich lecker ist und man gar nicht aufhören möchte zu genießen. Von Zeit zu Zeit fliegen die vorwitzigen Spatzen auf den Tisch und betteln nach Essen bzw. schnappen euch einfach etwas weg, wenn ihr nicht aufpasst.
Die Suppen sind ebenfalls empfehlenswert, allerdings kommen sie nur im Winter für mich in Frage. Im Sommer ist es draußen schon heiß genug. Da braucht es eher etwas kühlendes, wie erfrischenden Salat, leicht verdaulichen Fisch oder kleine liebevoll zubereitete Sommerrolls.
Ich bin normalerweise ein bis zweimal im Monat hier, weil es einfach schön ist. Die Crew wirkt wie eine eingeschworene Gemeinschaft die den Laden hier rockt und super harmoniert. Sie haben Spaß an ihrer Arbeit und lachen viel. Die Musik ist angenehm, der Service schnell, aufmerksam und sehr nett zu seinen Gästen.
Draußen sitzen am Wasser ist wirklich das Größte, besonders wenn es ein heißer Sommertag ist. Wenn der Wind noch leicht über das Wasser weht, die Lichterketten in der Dämmerung angehen und viele Gäste da sind (war vor Corona immer so), hat man das Gefühl, man wäre im Urlaub. In keinem anderen Restaurant in Berlin ist bisher dieses Feeling bei mir aufgekommen und das nicht erst jetzt, weil ich durch Corona gezwungenermaßen meinen Urlaub canceln durfte.
Im Winter sitzt es sich drinnen ganz nett. Alles ist in warmen Holztönen gehalten. Warmes Licht erhellt dezent den Raum. Es ist allerdings eng und der Lärmpegel manchmal leider etwas unangenehm. Man sehnt sich dann doch den Freisitz im Sommer herbei. Alternativ kann das Essen per Take-away mitgenommen werden. Hübscher ist es aber auf den riesigen Tellern vor Ort angerichtet.
Fazit: im Sommer eines meiner Lieblingsrestaurants wegen dem ungezwungenen Urlaubsfeeling. Obendrein habt ihr hier ein unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis und mindestens zwei gute Bars sind gleich in der Nähe…
Schaut doch mal vorbei.
Adresse:
Viet Bowl
Marlene-Dietrich-Platz 1
10785 Berlin
Fon: 030/25931200
https://www.vietbowl.de/viet-bowl-potsdamer-platz
Ohhh ich musste beim Lesen gerade sehr schmunzeln, weil ich auch eine große Schwäche für den Potsdamer Platz habe! 🙂 Damit stehe ich allerdings oft alleine dar – deswegen fand ich es gerade richtig schön, darüber auf deinem Blog zu lesen. Das Restaurant kannte ich bislang noch nicht, habe ich mir aber tatsächlich direkt aufgeschrieben! Deine Lachsportion sieht ja fantastisch aus, mhhhhhh! 🙂 Danke für den tollen Tipp. ❤
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Hallo liebe Johanna, vielen Dank und es freut mich sehr, das du diesen Tipp nutzen wirst. Bin schon gespannt darauf, wie es dir dort gefällt und ob du vielleicht einen ganz anderen Eindruck haben wirst. Schreib mir sehr gern hier deine Meinung. 🙂
Sei lieb gegrüßt.
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